Wissenschaft

 

Wissenschaft vollzieht sich als Vorgang der Gewinnung neuer oder der Vertiefung bestehender Erkenntnisse von Phänomenen, an denen ein Erkenntnisinteresse besteht. Dabei vollzieht sich die Wahl von Gegenstand und Methode sowie der Prozess der Intersubjektivierbarkeit der Forschung und ihrer Ergebnisse in freier Verantwortung des Wissenschafters im Streben nach größtmöglicher Rationalität.

 

Zentrale Orte, an denen sich Wissenschaft ereignen soll, sind Universitäten. Die Geschichte der Universität als europäische Institution zeigt, dass die Verbindung von Forschung und Lehre eine hohe Dynamik und Qualität im Erkenntnisgewinn gewährleistet, weil dadurch der Prozess des Stellens von Fragen und des Gewinnens von Antworten systemisch verbunden und immer neu angestoßen wird. Der Diskurs innerhalb der Gemeinschaft von Lehrenden und Lernenden zwingt zur ständigen Überprüfung des eigenen Vorgehens.

 

Von entscheidender Bedeutung für die Qualität der Wissenschaft im biographischen Kontext des Wissenschafters ist der Umstand, dass die Freiheit des wissenschaftlichen Handelns in Lehre und Forschung grundrechtlich gewährleistet ist, um eine Verengung der Ideen zu vermeiden. In Österreich ist diese Freiheit im akademischen Bereich darüber hinaus durch einen den institutionellen Rahmen für Universitäten und andere tertiäre Bildungseinrichtungen international beispielgebend abgesichert. Die verantwortungsvolle Nutzung dieser Rahmenbedingungen zur Förderung der Freiheit und Vielfalt bleibt jedoch als Aufgabe in der Verantwortung der Mitglieder der scientific community. Sie müssen kontinuierlich prüfen, ob sie dieser Verantwortung gerecht werden.

 

Die Verantwortung des Wisenschafters gegenüber der Gesellschaft gebietet es dabei, sich in der Wahl der Forschungsgegenstände und der Methoden sowie in seinem Handeln in wissenschaftlichen Institutionen nicht ausschließlich von persönlichem Interesse leiten zu lassen, sondern die gesellschaftliche Relevanz seiner Themen und seines Handelns besonders zu prüfen, um die Akzeptanz der Wissenschaft zu fördern - unabhängig davon ob die Ergebnisse seines Handelns in den institutionellen Kontexten oder gesellschaftlich aktuell erwünscht sind. Ein Preis der Freiheit der Wissenschaft kann auch eine unbequeme Positionierung sein.

 

© Dr. Wolfgang Mazal 2017